Die Godesburg befindet sich im Bonner Ortsteil Alt-Godesberg im Stadtbezirk Bad Godesberg. Die Grundsteinlegung erfolgte 1210 durch den Kölner Erzbischof Dietrich I. von Hengebach. 1244 ließ Erzbischof Konrad von Hochstaden die Burg vergrößern und in den Folgejahren fanden weitere ausbauten statt. Während des Truchsessischen Krieg 1583 wurde die Burg durch einen Angriff und die Sprengung der Mauern zerstört. Kaiser Wilhelm II schenkte die Ruine 1891 der damaligen Gemeinde Godesberg. 1959 begann der Umbau der Burg nach Plänen von Gottfried Böhm. Heute befinden sich in der Burg ein Restaurant und kleinere Wohnungen.
Die Firma Schwieren Steinmetzwerkstätten wurde mit der Durchführung folgender Restaurierungs-, Konservierungs- und Sanierungsarbeiten beauftrag:
Überprüfung der Flächen
Vor der Durchführung der eigentlichen Restaurierungs- und Konservierungsmaßnahmen ist die Gesamtfläche des Mauerwerkes begutachtet und auf Bestand und Zustand dokumentiert worden. Zum einen wurde die gesamte Mauerwerksfläche vor Gerüststellung mit einem sogenannten Quattrocopter umflogen und fotographisch aufgenommen. Weiterhin sind schematische Zeichnungen zum Bestand und Zustand angefertigt worden.
Reinigungsarbeiten
Im Vorfeld wurde ein umfangreicher Steinaustausch der Tuffziegelsteine festgelegt, daher erfolgte abschnittsweise die Reinigung mittels Heißdampf. Hierbei wurde darauf geachtet, dass die Reinigungsmethode unter größtmöglicher Schonung der originalen Steinsubstanz stattfindet. Obwohl unterschiedliche Oberflächen (verschiedene Materialien) mit differenzierten Anforderungen vorlagen, konnte durch ein manuelles Einstellen von Arbeitsmethodik und Arbeitsdruck gewährleistet werden, so dass es zu keinerlei Substanzverlust bei der Heißdampfreinigung kam. Zur Festlegung des Reinigungsgrades (Heißdampfreinigung) wurde zuvor eine Musterfläche angelegt, welche durch die Fachbauleitung und den Auftraggeber begutachtet und anschließend freigegeben wurde. An stark verschmutzen Bereichen, wo sich eine zumeist dünne schwarze Kruste auf der Tuffsteinziegeloberfläche befand, musste mit weiteren Reinigungsmethoden gearbeitet werden. Diese leicht verkrusteten Bereiche wurden nach Absprache mit der Denkmalpflege mittels Niederdruck und einem Calciumgranulat gereinigt.
Nach abschließender Endreinigung und Abschluss sämtlicher Arbeiten wurde erneut mittels Heißdampfreinigung lose aufliegende Verschmutzungen sowie Mörtelreste als auch sonstiger Baustaub entfernt. Hierbei wurde ein geringerer Wassereintrag sowie Reinigungsdruck gewählt, da es sich lediglich um ein „Abspülen“ der intakten Oberfläche handelte.
Nadeln von stark beschädigten Oberflächen
Nach sorgfältiger Untersuchung mussten sämtliche Flächen, welche oberflächenparalle Aufschuppungen bzw. Abspaltungen aufzeigten, mit einer Nadelpistole abgearbeitet werden.
Verfugungsarbeiten
Primäres Ziel bei diesem Arbeitsschritt war zunächst die komplette und vollständige Entfernung sämtlicher Zementverputzungen, welche zumeist kleinteilig innerhalb der gesamten Mauerwerksfläche vorzufinden waren.
Ausbau Bestandsverfugung
Sämtliche Zementverputzungen konnten bei gleichzeitiger Schonung des größtenteils historischen Untergrundes manuell, mit erschütterungsarmen mechanischen Werkzeugen oder unter Zuhilfenahme von Druckluft entfernt werden. Originale Befunde an Kalkmörtelverfugung blieben erhalten und wurden nicht entfernt.
Neuverfugung
Aufgrund des stark unterschiedlichen Schadengrades und differenzierter Schadensphänomene wurde die Verfugung im gesamten Bereich der zu bearbeitenden Fassadenfläche bereits im Vorfeld genauestens untersucht. Die erwähnte, vollflächig entfernte Zementverputzung wurde in einem weiteren Arbeitsgang mit einem Fugenmörtel neu verfugt. Diese Mörtelzusammensetzung entspricht den optischen und technischen Eigenschaften des historischen Altbestandes.
Bei der Neuverfugung wurde darauf geachtet, dass in Bereichen von Neuaufmauerungen der Versetzmörtel in ausreichender Tiefe zurückgearbeitet wurde, damit eine hinreichende Verkrallung des Fugenmörtels gewährleistet werden konnte. Es wurde zudem darauf geachtet, dass Steinflanken nicht beschädigt und Fugen nicht geweitet geöffnet werden. Nach dem Öffnen der Fugen und Einbringen des neuen Fugenmörtels wurden diese Bereiche über einen längeren Zeitraum kontinuierlich mit getränkten Jutebahnen feucht gehalten. Das technische Anforderungsprofil für den Verfugmörtel besteht in der Verwendung des Bindemittels, der Farbigkeit und der Körnigkeit.
Restauratorisch- konservatorische Überarbeitung von Originalfugen
Originaler Fugenmörtel (Kalkmörtel mit einem Zusatz von Ziegelsplitt), welcher bis zur Oberfläche erhalten ist, blieb vorrangig erhalten und wurde konservatorisch bearbeitet. In diesen Bestandsbereichen waren partiell Ausbrüche, Absandungen sowie feinste Haarrisse zu beobachten. Kleinere Ausbrüche und Fehlstellen wurden mit einem Syton X30- Sand- Gemisch schlämmend oberflächlich geschlossen. Zielsetzung bei der konservatorischen Bearbeitung des Originalbestandes war die oberflächenbündige Ergänzung sowie der vollständige Verschluss sämtlicher Haarrisse. Das zukünftige Eindringen von Wasser jeglicher Art soll durch diese Maßnahme möglichst vermieden werden.
Natursteinarbeiten
Als Austauschmaterial für Trachytwerksteine ist seitens der Bauleitung Kirchheimer Muschelkalk in graubrauner Varietät vorgeschlagen worden. Sogenanntes Kernmaterial aus Weiberner Tuff wurde hingegen für den Steinaustausch im Tuffziegelbereich verwendet. Der Anspruch an den Einbau von Vierungen bestand hauptsächlich im fugenlosen, passgenauen Einbau und dem hohlraumfreien Einpassen sämtlicher Ergänzungen. Alle Vierungen wurden mit einem frostfesten Flex- Klebemörtel eingesetzt.
Tuffsteinziegel
Bei einem Schadensgrad von 100% wurden die Tuffsteinziegel bis zu einer Tiefe von 20cm ausgearbeitet. Ausgebaute Bereiche wurden anschließend von losen Stein- und Mörtelmaterial gereinigt. Vor dem Einbau neuer Tuffsteinziegel wurden deren Fugenflächen (Stoß- und Lagerfugen) steinmetzmäßig überarbeitet, so dass im Anschluss eine gute Verkrallung zwischen Steinoberfläche und Mörtel gewährleistet werden konnte. Sämtliche Werksteine wurden mit einem NHL- Kalk hohlraumfrei versetzt. Bei eventuell entstehenden Hohlräumen im zurückliegenden Mauerwerk wurde dieses mit einem gießfähigen Mörtel gefüllt. Bei großformatigen Vierungssteinen oder aus der Mauerwerksoberfläche herauskragenden Steinen (Gesimse, Konsolen etc.) wurden zur Stabilität und Sicherheit Verdübelungen mittels V4A- Edelstahlstäben verwendet. Bei größeren Austauschflächen ab 1m² wurden 6 Mauerwerks- Halteanker/ m² (V4A- Edelstahl) eingelassen.
Teilflächen von Tuffsteinziegeln wurden durch eine Vernadelung und anschließende Injektion mit RCP N4-Mörtel an die Grundsubstanz kraftschlüssig verbunden. Die für ungeeignet erscheinenden Tuffsteinziegel wurden vollständig ausgetauscht. Die Oberfläche der Tuffsteinziegel war zunächst als reine Sägefläche sichtbar. Zu Beginn wurden mechanisch die Kanten gebrochen bzw. abgerundet, um diese Austauschsteine dem Altbestand optisch anzugleichen. Nach Einbau und vor der Neuverfugung wurden die Tuffsteinoberflächen mit einem sogenannten Nadeleisen strukturell bearbeitet. Bei großflächigen Ausbesserungen bzw. langformatigen Tuffsteinziegeln wurde die Rundung der Oberflächengeometrie angepasst.
Fenstergewände, Sohlbänke, Stürze (Kirchheimer Muschelkalk)
An Werkstücken wie Fenstergewände, Sohlbänke und Stürzen (Fenster und Schießscharten) wurden partiell Vierungen aufgrund starker Verwitterungsschäden eingebaut. Profilierte Vierungen hingegen, beispielsweise an Konsolsteinen, wurden auf Grundlage des tatsächlichen Vierungsaufmaßes verwendet.
Bei nicht vorhandenen Schlitzen in den Anschlussbereichen von Naturstein zu Gesimsen, Vorsprüngen oder Fensternischen, wo im Anschluss eine wasserabführende Bleiabdeckung angebracht wurde, mussten zusätzlich Schlitze von bis zu 30x30mm in das Mauerwerk eingearbeitet werden. Diese sind beim Anbringen der Abdeckungen mittels gedüster Bleiwolle vollflächig und oberflächenbündig verstemmt. Bauseits wurde entschieden, dass die Basaltlavaabdeckungen ohne zusätzliche Verblechung steinsichtig bleiben.
Zusätzliche Natursteinarbeiten
Kernbohrungen
Oberhalb des Sockelgesimses wurde auf Grund einer Neuverlegung der Elektrozuleitungen eine ca. 3m lange Kernbohrung durchgeführt. Die ca. 1,60m lange Kernbohrung am Turmkopf hingegen dient der Entwässerung (Notüberlauf).
Sockelüberarbeitung
Im Sockelbereich mussten aufgrund gelöster Basaltrollen Flächen neuversetzt werden. Aufgrund unzureichender Materialstärke wurden Tuffschalen von einer Stärke bis zu 5cm abgenommen, um in diesen Bereichen ausreichende Stabilität gewährleisten zu können. Die Tuffschalen konnten in ein geeignetes Mörtelsystem gedrückt werden und bilden somit erneut einen vollflächigen Verbund zum Mauerwerk. Die Fundamentschüttung wurde mit einer RCP-Formschlämme sowie dem Objektfugenmörtel bearbeitet.
Zusätzliche Vernadelungen
Vernadelt wurden Bereiche, die als Auflager von neuen Tuffziegelflächen (Komplettaustausch) dienen sowie Vorsatzschalen (Originalbestand), welche erhalten werden konnten. Zur Vernadelung wurden V4a-Gewindestangen in einen entsprechenden Bohrkanal geklebt. Auszugversuche ergaben Zugwerte über 2t.
Restauratorisch/ konservatorische Maßnahmen
Mörtelergänzungen
Sämtliche Schadstellen für restauratorische Maßnahmen wurden steinmetzmäßig so ausgearbeitet, dass ein tragfähiger Steinuntergrund entsteht, auf welchem in einem weiteren Arbeitsgang die Ersatzmasse aufgetragen werden konnte. Randbereiche wurden hierbei schwalbenschwanzförmig und nicht auf null auslaufend ausgearbeitet. Als Ausnahme kam dies bei Anwendung von entsprechend geeigneten Mörtelsystemen zum Tragen.
Der verwendete Restauriermörtel, nach ausreichender Bemusterung festgelegte Rezeptur, gleicht sich optisch dem historischen Bestand in Struktur und Eigenschaft der Tuffsteinziegel an. Um diese optische und technische Eigenschaft zu erreichen, wurden geeignete Zuschläge und Bindemittel mehrfach bemustert und freigegeben. Sämtliche Ergänzungen / Putzköpfe sind hinreichend mit V4A- Edelstahlarmierungen versehen worden. Diese sind mit einer ausreichenden Überdeckung mit Mörtel versehen. Profilierte Mörtelergänzungen kamen hauptsächlich an Trachyt- Werksteinen wie Einfassungen der Fenster, Schießscharten sowie den Konsolen zum Tragen.
Fixierung von Tuffsteinziegelschalen, Einbau von Blendankern
Bei der Fixierung der abschalenden Tuffsteinziegel wurden Injektionskanäle gebohrt und ein GFK-Stift eingelegt. Der offene Bohrkanal wurde mit RCP Injektionsmörtel N4 kraftschlüssig verfüllt. Die GFK-Stäbe hatten jeweils eine Länge von ca. 100mm.
Der Originalbestand kann als abschalende Tuffsteinziegelköpfe mit einer intakten, umlaufenden Originalverfugung beschrieben werden.
Sytonschlämme
Die erhaltungsfähigen Tuffsteinziegelköpfe wurden zur Verkleinerung der Oberfläche und zum Verschluss von Haarrissen mit einer Schlämme überarbeitet, welche als Bindemittel Syton enthält. Die Schlämme wurde mit einem Spachtel aufgetragen und mit einem Schwamm in der Aufbauhöhe reduziert. Der Arbeitsgang war notwendig, um die gestiegene Wasserbelastung der Altziegel durch die geschlossene Gebäudehülle zu reduzieren
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