Objektbeschreibung:
Es handelt sich bei der innerhalb der alten Friedhofsmauer (1643) gelegenen Kirche um eine unregelmäßige dreischiffige Bruchsteinanlage mit Chorabschluss an jedem Schiff und vorgesetztem fünfgeschossigen Westturm. Kern ist eine einschiffige Anlage des 10. Jahrhunderts, von der noch das später veränderte Mittelschiff und die vier Untergeschosse des Westturmes her stammen. Um 1100 wurde das südliche Seitenschiff mit halbrunder Ostapsis angebaut. Gegen 1200 folgte der Anbau eines breiteren nördlichen Seitenschiffes, von dessen Außengliederung noch Reste im bestehenden gotischen Nordschiff erhalten sind. Um 1220/30 wurde der kreuzrippengewölbte Chor des Mittelschiffes (mit seiner Halbkreisapsis) neugebaut und der Turm um ein neues Glockengeschoss erhöht.
Die Kirche ist aus verputztem Bruchstein errichtet. Die ungewöhnliche, asymmetrische Form spiegelt ihre Entstehungsgeschichte wider. Von den drei Schiffen ist das südliche das kleinste, das nördliche das größte. Das südliche und das mittlere Schiff münden im Osten in eine halbrunde Apsis. Das Nordschiff ist eine gotische Halle mit polygona-lem Chorschluss. Im Westen schließt sich an das Langhaus ein fünfgeschossiger Turm an
Bestandsbeschreibung:
Die Sanierungsmaßnahmen an der evangelischen Kirche zu Leichlingen bezogen sich auf die Fassadensanierung des Kirchenschiffs. Der Turm wurde bereits zuvor saniert. Die Bauzeit der Pfarrkirche kann auf Mitte des 18. Jahrhundert datiert werden.
Gesteinsvarietäten:
Die im Wesentlichen als ebene Bruchsteinfläche zu beschreibende Außenfassade besteht vornehmlich aus grob bearbeiteten Sandsteinen (verschiedene Varietäten) sowie vereinzelt verwendeten Werksteinen aus Grauwacke, Tuffgestein sowie Trachyt (Portale der Süd- und Nordseite). Durch die unterschiedlichen Formate der Bruchsteine bedingt, ergibt sich ein ungleichmäßiges Fugennetz mit verschiedenen Fugenbreiten- und tiefen. Vereinzelt sind die Polygonalsteine fugenlos versetzt. Einzig die Gebäudeecken sind mit großformatigen, quaderförmigen Mauersteinen ausgebildet. Sämtliche Fenstereinfassungen sind mit Zementmörtel und einem Kunstharzanstrich auf dem bauzeitlichen Tuffgestein vermörtelt. Diese zum Teil sehr dickschichtig aufgetragenen Zementputze stehen bis zu 8cm aus der Fassadenflucht hervor. Die aus Zementputz bestehenden Traufgesimse sind ebenfalls mit einem Kunstharzanstrich versehen. Der ebenfalls aus Zementputz bestehende umlaufende Sockelbereich wurde auf Grund des hohen Schadengrades bereits vor einiger Zeit entfernt, sodaß die bauzeitliche Bruchsteinquaderung wieder sichtbar wurde. Der Fugenmörtel wurde hier bereits erneuert.
Mauer- und Fugenmörtel:
Nach Einschätzung des Restaurators handelt es sich bei dem historischen Fugenmörtel um einen reinen, kalkgebundenen Versetzmörtel, welcher als fein bis mittelkörnig beschrieben werden kann. Es sind keinerlei Befunde von einem bauzeitlich verwendeten Fugenmörtel vorhanden. Der Sockelbereich wurde, wie bereits erwähnt, von dem Zementputz entfernt und mit einem Kalkmörtel neu verfugt. Die Verfugung innerhalb der Fassadenwände besteht Großteils aus einem zementhaltigen Kalkmörtel, welcher vermutlich aus einer Sanierungsmaßnahme der 80er bis 90er Jahre stammt. In vielen Flächen konnte allerdings noch bauzeitlicher Mörtel gefunden werden.
Verputzungen der Fensterleibungen:
Sämtliche Fensterleibungen sind durch einen mehrere cm dicken Zementputz (5-8cm) optisch hervorgehoben. Als Originalmaterial wurde Tuffstein verwendet. Die Oberflächen wurden mit einem hellen, abdichtenden Kunstharzanstrich gefasst.
Schadensphänomene
Naturstein:
Die typischen, auftretenden Schadensbilder am Bruchsteinmauerwerk waren folgende:
- Abschalen: Oberflächenparalleles Abschalen in unterschiedlichen Stärken
- Bröckelzerfall: Zerfall der Gesteinsstruktur im gesamten Querschnitt
- Entfestigung: Vollständige Gefügeauflösung
- Riss- und Schalenbildung: Schichtenparallele Risse und Schalen in Kombination mit Bröckelzerfall und Gefügeauflösungen
Die genannten Schadensbilder waren sehr unterschiedlich stark ausgeprägt und mussten individuell behandelt werden. Grund hierfür waren die verschiedenen Gesteinsvarietäten mit differenziert zu betrachtenden Schadensklassen und Schadensintensitäten.
Die Portale der Süd- und Nordseite bestehen aus Trachytwerksteinen, welche kaum Schadensbilder aufwiesen. Allerdings waren an den unteren Bereichen der Gewändeaufstände erste Abwitterungen sowie Ausbesserungen mit mineralischen Mörteln aus vorangegangenen Sanierungsmaßnahmen zu erkennen.
Verfugung:
Der bauzeitliche Versetzmörtel war als Kalkmörtel zu definieren, welcher zum Teil bereits stark entfestigt und sandend war. Partiell hingegen wies er eine noch gute innere Festigkeit auf. Die stellenweise bereits durchgeführte Neuverfugung schien nur oberflächig und unzureichend an den Untergrund anbindend, ausgeführt zu sein. Vielmals klangt der Fugenmörtel hohl und konnte leicht vom Untergrund gelöst werden oder wies eine zu geringe Festigkeit auf. Das Fugennetz war oftmals so stark beschädigt, dass Wasser ungehindert in das Mauerwerk eintreten konnte.
Verputzungen Fensterleibungen:
Da sämtliche Verputzungen nur oberflächlich aufgebracht waren und keine Einbindung in das Mauerwerk hatten, konnte an diesen Stellen ungehindert Wasser eintreten und hinter den hydrophoben Kunstharzanstrich gelangen und zu weiteren Schäden wie Frostsprengung und Rissbildung führen. Der Zementanteil fördert den Schadensprozess, da ein kapillarer Wassertransport nicht oder nur unzureichend stattfinden kann.
Maßnahmenbeschreibung
Reinigung und Schutzvorkehrungen:
Da sämtliche Fenster in einer vorherigen Sanierungsmaßnahme bereits überarbeitet und die Anstriche erneuert wurden, galt hier besonderer Flächenschutz vor Staub, Wasser oder weiteren mechanischen Schädigungen. Die Fensteröffnungen wurden zum Teil mit Holzplatten oder PE- Folien gesichert. Zunächst wurde die Verfugung vollständig ausgearbeitet. Der oberflächig aufliegende zementhaltige Fugenmörtel wies eine Stärke zwischen 5 und 30 mm auf. Darunter befand sich bauzeitlicher Mauermörtel. Eine substanzschonende Reinigung sämtlicher Natursteinflächen fand zunächst mit Heißdampf statt.
Neuverfugung sowie Putzarbeiten:
Das Bruchsteinmauerwerk, bestehend aus unterschiedlichen Varietäten von Natursteinen, wurde zunächst vollständig entfugt. An den Bereichen, wo der der Steinkontakt zu gering für eine ausreichend breite Verfugung war (sogenannte Pressfugen), wurden diese zusätzlich maschinell aufgeweitet. Die Neuverfugung erfolgte im Trockenspritzverfahren, wobei eine vollständige, oberflächenbündige Verfüllung der Fugen und deren Freiräume erzielt wurde. Bei tieferliegenden Hohlstellen wurde gegebenenfalls mehrlagig gearbeitet bzw. wurde hier das Kernmauerwerk vorverfüllt. Nach geeigneter Abbindezeit wurde der überschüssige Mörtel abgearbeitet, die Oberfläche der Fugen abgerieben bzw. abgebürstet und abschließend die gesamte Fläche nachgereinigt. An Gebäudeecken oder Bauteilen wie Fensterleibungen, wo keine Verfugung im Trockenspritzverfahren möglich war, wurde händisch verfugt. Der Fugenquerschnitt des Fugennetzwerkes war sehr unterschiedlich (Fugenbreite von 1 bis zu 6 cm, Fugentiefe 5-6cm), die Geometrie der Mauerquader wurde dennoch beibehalten. Die Farbigkeit des Mörtels entspricht der bauzeitlichen Verfugung (hellbeige bis braun). Als Fugmaterial wurde TKF der Firma Tubag verwendet.
Die Putzflächen der Fenster- und Portaleinfassungen wurden gesondert bearbeitet. Zunächst wurden sämtliche Putzbereiche auf Risse und Abschalungen überprüft. Sich lösende Putzflächen konnten mittels Vernadelung gesichert werden. Risse hingegen wurden geöffnet bzw. erweitert und anschließend geschlossen. In den Bereichen erhöhter Schädigung oder größerer Fehlstellen wurden schadhafte Putzbereiche abgenommen neu verputzt. Ausbesserungen betrafen vor allem die Ochsenaugen und Rundbogenfenster sowie die Portale der Südseite. Die Putzanschlüsse der Fensterfaschen zum Bruchsteinmauerwerk der Fassade waren oftmals offen. Diese galt es zu schließen. Die Sohlbänke einiger Rund-/ Ovalfenster wurden im Bereich der Gefälle nachgearbeitet, da hier der Wasserabfluss nicht gewährleistet war. Das Putzgesims musste in Teilbereichen vollständig erneuert werden. Hier wurde zunächst das Profil in seiner vollständigen Abwicklung rekonstruiert (Profilabnahme) und eine entsprechende Schalung erstellt. Auf den gemauerten Tuffsteinen wurde anschließend das neue Putzprofil gezogen.
An der Ostseite, oberhalb des Sakristeidaches, konnten bauzeitliche Verputzungen des Mauerwerks gefunden werden. Diese galt es gesondert zu sichern und zu erhalten. Die Verputzungen wurden 2- lagig, mit einem groben Unterputz (0-4mm) und einem feineren Oberputz (0-2mm), jeweils mit NHL- Kalkputz der Firma Otterbein ausgeführt. Die Oberfläche wurde abgerappt und Putzausbesserungen nach Auskarbonatisierung mit einem leicht abgetönten weiß- beigen Silikonharzanstrich versehen. Die beiden Ochsenaugen im oberen Bereich der Sakristei hingegen wurden mit Silikatfarbe gestrichen.
Natursteinarbeiten:
Zunächst wurden sämtliche Natursteinoberflächen auf Schalen und Risse überprüft. Lose Schalen wurden manuell so abgestoßen, dass keine handwerklichen Spuren sichtbar auf den Oberflächen verblieben. Durch die mindere Natursteinqualität der verwendeten Bruchsteinquader wies die Fassade einen hohen Anteil an oberflächenparalleler Schalenbildung auf. Der Austausch von Einzelsteinen im Bereich der Bruchsteinquader (Buntsandsteine und Grauwacke) erfolgte partiell und nach Bedarf (Grad der Schädigung). Prinzipiell wurde bei der Ausarbeitung der Steine der gesamte rückliegende Bereich neu verfüllt und hintermörtelt. Diese Bereiche waren bis zu 30cm tief. Als Füllmaterial wurde NHL- Kalk verwendet. Die auszutauschenden Quader waren unterschiedlicher Dimension, die Steinkanten waren nicht gesägt sondern rau gebrochen.
Bei den Eckquadersteinen wurden sämtliche Fugenflächen sowie die Sichtflächen steinmetzmäßig überarbeitet. Sägeflächen wurden bauseits nicht zugelassen. Die Bearbeitung der Fugenflächen dient der optimalen Verkrallung des Fugen- und Setzmörtels, die Bearbeitung der Sichtflächen dient der optischen Anpassung an das Gesamtbild der Fassade. Bei den Tuffsteinziegeln wurden die Sichtseiten scharriert und leicht überstrahlt, die Fugenflächen hingegen gezahnt. Der stillgelegt Kaminschlot auf der Ostseite wurde vollständig demontiert. Die daraus entstandenen Abbruchsteine konnten zum Teil als Mauersteine an anderer Stelle wiederverwendet werden.
Zur Sicherung der Mauerwerksschale wurden in einigen Bereichen sogenannte Nadeln ins rückliegende Mauerwerk gesetzt. Dies soll dem Verbund der Vorsatzschale ans Mauerwerk dienen. Beim Vernadeln werden Bohrlöcher durch Vorsatzschale und Mauerwerk gebohrt. Leicht versetzt und sich kreuzend wird eine 2. Bohrung durchgeführt. Durch die 1. Bohrung wird eine sogenannte Nadel (V4A- Gewindestange, 10mm im Durchmesser) in voller Länge eingeführt, durch die 2. Bohrung wird mittels leichtem Druck Injektionsmaterial (tubag HSV-p) eingefüllt, welches sich in beiden Bohrlöchern verteilt. Die überstehende Gewindestange wird nun auf Mauerwerksniveau gekürzt und beide Bohrlöcher oberflächenbündig mit Fugenmörtel verschlossen.
Wie bereits einleitend erwähnt, wies das Mauerwerk zahlreiche Hohlräume (unterschiedlicher Dimension in der Tiefe) und lose Steine im Verbund auf. Um diese dauerhaft zu sichern und die Hohlräume zu schließen, kamen Injektionspacker zwischen dem sichtbaren Quadermauerwerk und dem Kernmauerwerk zum Einsatz. Das Setzen von Injektionspackern geschieht an zuvor erstellten, durch Vorsatzschale bis ins rückliegende Mauerwerk gehende, Bohrkanäle. Diese werden zunächst vom Bohrstaub gereinigt und vorgenässt. Als Vorgabe hier war ein Bohrlochdurchmesser von 25mm gegeben. Die Packer werden nun gesetzt und luftdicht abgeschlossen. Das Injektionsmaterial (Tubag HSV-p) kann nun mit leichtem Druck eingeführt werden. Nach einer gewissen Abbindezeit können die Packer entfernt werden. Das offene Bohrloch wird anschließend mit Fugenmörtel geschlossen.
Sonstiges:
Zu den sonstigen Arbeiten gehören u.a. das Ausbohren von Eisenteilen (Korrosionsgefahr) und das Schließen von Bohr-, Anker- und Gerüstankerlöchern mit geeignetem mineralischem Restauriermörtel.
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