Die Fassaden des Torhauses wiesen an sämtlichen Natursteinelementen des Mittelrisalits, bestehend aus Ruhrsandstein, starke Schäden auf, welche zwingend Handlungsbedarf erforderten. Die Naturstein-, Putz- und Beschichtungsarbeiten wurden von September 2013 bis Juli 2015 durchgeführt.
Maßnahmenbeschreibung
Natursteinflächen Bestandsaufnahme:
Zu Beginn der Sanierungsmaßnahmen wurden alle Naturstein- und Putzbereiche fotografisch aufgenommen, um Vorzustandsfotos im späteren Vergleich zu bekommen. In den meisten Ornament- und Profilbereichen waren Fangschutznetze montiert, welche es zu entfernen galt. Diese Netze waren zum Teil direkt in dem Stein, und nicht im Fugennetz verankert. Korrodierende Dübel/ Schrauben führten bereits hier zu einigen Schäden. Bei der Abnahme dieser Netze wurde bereits das Ausmaß der Schäden sichtbar. Viele Bruchstücke und Schalen befanden sich bereits in den Schutznetzen.
Salzbelastete Natursteinbereiche:
Vor der Nassreinigung mit Heißdampf wurden alle sichtbaren Salzausblühungen trocken entfernt (abkehren, absaugen). Da es sich hierbei ausschließlich um aufliegende Ausblühungen bzw. immobilem Gips handelte, mussten keine weiteren Maßnahmen wie Auflage von salzreduzierenden Kompressen durchgeführt werden.
Reinigung:
Nach der Zustandsaufnahme wurden sämtliche Natursteinelemente mittels Heißdampf gereinigt. Auch bei diesem schonenden Reinigungsverfahren lösten sich weitere Steinschalen. Ein Reinigungserfolg zeigte sich allerdings deutlich bei sämtlichen Gesimsen und dem Schmuckwerk. Nach der Reinigung konnte verschiedene Musterflächen angelegt werden. Hier wurde primär auf das Zusammenspiel von Schadensbild und Materialauswahl Wert gelegt.
Altergänzungen / übermörtelte Stellen:
Ältere Fehlstellen und Ausbrüche wurden zumeist mit einem zementösen Ergänzungs-mörtel vervollständigt, welchen es zu entfernen galt. Mangelnde Haftung zum Untergrund, unzureichende Oberflächenbearbeitung, Farbigkeit und Struktur sowie erste Ausbruch-stellen im Randbereich führten zu dieser Entscheidung der vollständigen Entfernung. DOKUMENTATION Objekt: Folkwang Universität der Künste – Kernsanierung Torgebäude Maßnahme: Naturstein-, Putz- und Beschichtungsarbeiten.
Natursteinoberflächen (Schuppen- und Schalenbildung):
Auf Grund der stark beschädigten bzw. verwitterten Oberfläche mussten alle Naturstein-bereiche auf ihre Stabilität und Festigkeit überprüft werden. Sämtliche lose Gesteinsschol-len und Schuppen wurden abgearbeitet und ein tragfähiger Untergrund für weitere Kon-servierungsmaßnahmen geschaffen. Beim Abarbeiten dieser losen Schollen wurde fest-gestellt, dass die Schalen zumeist aus Mehrfachschalen bestanden und einige mm tief in den Werkstein hinein gingen. Die Wasseraufnahme sowohl der Schalen als auch der da-runter befindlichen sogenannten Sekundäroberfläche erwies sich als faktisch nicht saugend. Durch den fortgeschrittenen Verlust der Originaloberfläche bestand das primäre Ziel dieser Abarbeitung darin, die bauzeitlichen Formen geradliniger Stücke und die Ornamentik vollständig wieder herzustellen.
Neuverfugung:
Die stark bindemittelreiche Verfugung wurde generell entfernt. Andere Fugenbereiche wurden nur abgenommen wenn ein ein-bzw. beidseitiger Flankenabriss bestand. Beim maschinellen Öffnen von Fugen bzw. der manuellen Entnahme von Fugenresten wurde auf das Vermeiden von Beschädigungen der Fugenflanken Wert gelegt. Ein nachträgliches Weiten der Fugenbreite wurde ebenso unterbunden. Die Fugentiefe sollte möglichst das 3-fache der Fugenhöhe betragen. Messerfugen wurden mit einem acrylatmodifizierten Mörtelsystem geschlossen. Sämtliche anderen Fugen mit einer ausreichenden Fugenbreite wurden mit einem fein-körnigen mineralischen Mörtelsystem auf NHL- Kalk- Basis gefüllt, welcher in Farbigkeit (beige-grau) und Struktur (Korngröße 2-4mm) dem Ruhrsandstein gleicht.
Rissbildung innerhalb von Werksteinen:
Da die Rissbildung unterschiedliche Ursachen hat, musste hier auch differenziert bei der Restaurierungsmaßnahme unterschieden werden. Bei Risssystemen auf Grund von statischer Beanspruchung wurden diese geöffnet, vernadelt und anschließend injiziert und oberflächlich wieder verschlossen. Bei aufgehenden Gesteinsschichtungen in Lagerrichtung wurden zum Teil kleinteilige Vierungen eingesetzt oder auch großformatige Werkstücke in ihrem ganzen Ausmaß ausgetauscht. Beim Natursteinersatz wurden Musterflächen bezüglich der Materialwahl angelegt. Die Bauleitung entschied sich für das Material des Heilbronner Sandsteins.
Rissbildung und Ausbrüche:
Hierbei handelt es sich um Risse und Ausbrüche vorwiegend im Kantenbereich von Werkstücken, welche auf korrodierende Eisenteile wie Dübel oder Abscherungen auf-grund der Schichtung des Gesteins zurückzuführen sind. Lag die Ursache in korrodierenden Dübel (Spannungsrisse), so wurden diese vollständig entfernt. Dieses Schadensphänomen trat vorwiegend an der Balustrade im Dachbereich auf. Abscherende Gesteinsschalen wurden punktuell verklebt und/ oder vernadelt, Randbereiche mit Restauriermörtel verschlossen.
Der Handlauf auf der linken Seite des Giebels sowie die freistehenden Baluster wurden vollständig demontiert und die zum Teil korrodierende Verdübelung entfernt. Schäden wie Risse und Ausbrüche wurden behoben. Die Baluster wurden anschließend mit V4A- Stäben in die Kranzgesimsbrüstung vernadelt. Der Handlauf wurde anschließend ebenso mit den Balustern verbunden (Vernadelung). Im Zuge dieses Rückbaus wurde das Entwässerungssystem in der dahinter liegenden Rinne erneuert (Kupferverblechung).
Mörtelergänzungen:
Nach Abnahme aller oberflächig aufliegenden Schalen und Herstellen eines tragfähigen Untergrundes wurde durch die Bauleitung festgelegt, dass aufgrund des enormen Verlustes von Natursteinmaterial die Oberfläche vollständig rekonstruiert werden sollte. Dies beinhaltet eine umfangreiche restauratorische und konservatorische Behandlung zur Wiederherstellung der originalen Profilierungen und bildhauerischen Ornamentik. Die Schau-fassade soll durch umfangreiche Maßnahmen in ihren Gestaltungsmerkmalen weitestgehend wieder hergestellt werden. Bei jedem einzelnen Werkstück wurden Einzelfallentscheidungen hinsichtlich Mörtelergänzung, Steinaustausch oder Vierung getroffen. Die geschädigten Bereiche wurden von 2 bis zu 30mm tief, bis auf einen tragfähigen Untergrund, ausgearbeitet. Je nach Mörtelsystem entweder mit einer Acrylemulsion oder mineralischen Mörtelschlämme vorgenetzt und anschließend mit Mörtel entsprechend ergänzt. Die Oberflächenstruktur wurde dem Original angepasst. Farbigkeit, Korngröße und weitere technische Eigenschaften wie Wasseraufnahme entsprechen dem Ruhrsand-stein. Bei größeren oder heraus kragenden/ überhängenden Mörtelergänzungen wurde diese zum Teil mit Dübeln gesichert.
Natursteinaustausch:
Im Falle von zu großen Fehlstellen (in der Tiefe oder der Ansichtsfläche) können Mörtelergänzungen technisch nicht durchgeführt werden. Hier kommen Natursteinvierungen in verschiedensten Ausführungen zum Einsatz. Müssen ganze Werkstücke aufgrund ihres Schädigungsgrades ausgetauscht werden, werden diese in ihren Originalmaßen nachgearbeitet. Als Ersatzmaterial bei Vierungen und gesamten Werkstücken wurde der Heilbronner Sandstein verwendet. Beim Einbau von Vierungen wurde ein möglichst passgenauer Einbau (wenn möglich fugenlos und hohlraumfrei) durchgeführt. Vierungen wurden mit einem frostfreien Unikleber verklebt und bei Bedarf mit V4A- Stäben rückwertig verdübelt. Der Klebemörtel wurde nicht bündig zur Vorderkante, sondern etwas rückspringend aufgetragen, damit anschließend mit mineralischen Mörtel die entstandene „Fuge“ bündig geschlossen werden kann. Somit soll eine absperrende Klebeschicht im Fugenbereich und damit einhergehender unzureichender Feuchtetransport vermieden werden.
Neuteile (ganze Werkstücke) wurden ebenso gearbeitet und in Trasskalkmörtel mit Verankerung ins rückliegende Mauerwerk, versetzt. Auch hier wurden die Fugenflächen bearbeitet. Die Oberflächenbearbeitung sowohl bei Vierungen als auch bei vollständigen Werkstücken ist dem Originalbestand angeglichen und steinmetztechnisch Überarbeitet (keine Sägeflächen), Fugenflächen wurden gespitzt.
Natursteinoberflächen mit historischen Putzresten:
Die denkmalpflegerische Zielstellung lautete, alle historisch verputzen Bereich auch wie-der als solche darzustellen. Im Einzelfall betraf dies die Wiederherstellung der Putzflächen innerhalb der gliedernden Architektur des Mittelrisalits. Dies bedeutet, dass sämtliche nicht steinsichtigen Oberflächen, welche bereits eine ge-spitzte Oberflächenbearbeitung aufwiesen, besonders behandelt werden mussten. Um eine Putzschicht auftragen zu können, muss hier ein tragfähiger Untergrund geschaffen werden. Sämtliche lose Gesteinsschalen und Schuppen oder nicht tragfähigen Bereiche wurden mechanisch abgearbeitet. Erst auf einem tragfähigen Untergrund konnte ein Putzsystem auf NHL- Kalk- Basis aufgetragen werden.
Erneuerung der Farbfassung:
2 grundsätzliche Ausführungsvarianten kamen, aufgrund der verschiedenen Materialeigenschaften des Untergrundes, zum Einsatz. Sämtliche verputzen Flächen wurden mit Silikatfarbe (Keim Silikat Granital) gestrichen, die Natursteinbereiche jedoch in einem Silikonharzfarbsystem (Remmers). Dies hat den Hintergrund, dass der stark quellfähige Naturstein mit einem hydrophoben Farbsystem (Silikonharzfarbe) vor kapillaren Wassereintrag geschützt wird. Zukünftig soll so der Schadensprozess vermindert werden. Das Farbsystem der Putzflächen lehnt sich an die Konzepte der bauzeitlichen Befunde an den bereits sanierten Hauptgebäuden an.
Giebelwand:
Aufgrund der historischen Bedeutung der Wappenzier wurde das gesamte Giebelfeld von den Reinigungsmaßnahmen ausgenommen. Lediglich die Gesimsbereiche sind mittels Heißdampf gereinigt, während die partiell sehr fragile Wappenzier wurde vor diesem Wassereintrag geschützt. Zunächst mussten sämtliche Schalen und Schuppen mittels Anböschung notgesichert werden. Hierfür wurde ein feinkörniger Restauriermörtel auf Acrylbasis verwendet, um eine ausreichende Haftung der Schale zum Untergrund gewährleisten zu können. Zur Festigung wurde partiell Injektionsharz 100 in Toluol gelöst, verwendet. Die Reaktions- und Abdampfzeit nach dieser strukturellen Festigung beträgt mehrere Tage. Hohlliegende Schalen, welche zuvor mit Mörtel angeböscht wurden, sind mit einer mineralischen Injektionsmasse hinterfüllt. Punktuelle Verklebung fand lediglich an solchen Schalen statt, wo auch eine statische Beanspruchung bestand. Andernfalls ist eine voll-ständige Hiterfüllung mit Injektionsmasse ausreichend. In ornamentalen und bildhauerischen Bereichen wurden Fehlstellen mittels mineralisch gebundenen Restauriermörtel ergänzt und reprofiliert.
Putzbereiche:
Geschädigte Putzbereiche (ungeeignete Ausbesserungen mit zementhaltigen Mörtelsystemen, Ausbrüche, Risse, Fehlstellen, Hohlstellen) mussten partiell in diesen Bereichen geöffnet werden. Risse wurden ihrem Rissverlauf erweitert, verpresst und ggf. mit Bleiwolle verdichtet. Partiell mussten Ausbesserungen innerhalb des Mauerwerks an solchen Stellen vorgenommen werden, wo durch Abnahme von Zementverfüllungen größere Fehlstellen entstanden. Bei kleineren und größeren Ausbrüchen wurden diese nach Abnahme loser Bruchstücke im Kantenbereich mit WTA Sanierputzsystem ergänzt.
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